Ein kurzer Moment des Zweifelns – oder doch nicht?
Warum technische Unabhängigkeit wichtiger ist als bequeme Abhängigkeit von geschlossenen Systemen und Abos.
Der Reiz der Unabhängigkeit in der Technik
Gestern kam für einen kurzen Augenblick der Gedanke auf, vielleicht doch ins Apple-Ökosystem zu wechseln. Aber genauso schnell wurde mir klar, dass das nichts für mich ist. Apple steht für geschlossene Systeme, die einem das Leben zwar einfacher machen können, aber auch stark einschränken. Für mich ist Technik ein Mittel zur Unabhängigkeit – und was könnte einem diese Unabhängigkeit mehr nehmen als ein System, das alles kontrolliert? Ein Ökosystem das vorschreibt welche Software zur Verfügung steht, wie viel sie kostet und wie lange der Support geht.
Der Gedanke kam auf, nachdem ich ein größeres Problem mit meinem Linux-System hatte. Ein Update auf meinem Debian-Computer brachte meine NVIDIA-Grafikkarte und das CUDA-Framework, das ich für Blender, Davinci Resolve, aber auch etliche KI-Anwendungen nutze, zum Erliegen. Ohne Timeshift-Sicherung hatte ich keine Möglichkeit, zu einem funktionierenden Zustand zurückzukehren. Natürlich habe ich es geschafft, den Treiber neu zu installieren, so das alles wie gewohnt funktioniert – nach einigem Herumprobieren und einer halben Stunde Arbeit und auch dank meiner Erfahrung. Und genau da fiel mir wieder auf, warum ich mich so stark für Open-Source-Systeme und Flexibilität entschieden habe.
Technische Herausforderungen als Preis für Freiheit
Die Entscheidung für Linux und gegen Apple bringt klare Vorteile: Man spart hohe Lizenzkosten und bleibt flexibel, da man die Freiheit hat, das System nach eigenen Bedürfnissen anzupassen. Im Gegenzug erkauft man sich diese Freiheit durch ein gewisses Maß an Komplexität. Die Installation und Wartung von spezifischen Treibern und Frameworks, wie etwa CUDA und NVIDIA Docker, ist oft komplexer und fehleranfälliger als in proprietären Systemen, denn es gibt etliche Möglichkeiten und verschiedene teilweise veraltete Dokumentationen. Doch genau diese Herausforderungen sind für mich kein Hindernis, sondern vielmehr eine Motivation. Ich mag es, dass System was ich betreibe zu verstehen und wenn ich dazu gezwungen werde, umso besser. Der Mensch ist nun mal bequem. Da bin ich definitiv keine Ausnahme.
Im Vergleich zu einem Apple-Ökosystem, das den Nutzer in einen "selbst gezahlten goldenen Käfig" einsperrt und dabei alles standardisiert und vereinfacht, bleibt mir mit Open-Source-Lösungen die Freiheit, mein System wirklich selbst zu kontrollieren und anzupassen. Bei Windows fange ich erst gar nicht an, es gibt genug Gründe, dass ich mittlerweile von Windows zu Debian gewechselt bin.
Abhängigkeit von KI-Abos: Der neue Trend
Ein weiteres Beispiel für den Wert der Unabhängigkeit zeigt sich bei den neuen Abo-Diensten für Künstliche Intelligenz. Viele Plattformen bieten inzwischen Dienste an, die Videos zusammenfassen, Texte generieren oder Bilder erstellen oder analysieren – und das oft für 10 Euro oder mehr im Monat. Doch am Ende laufen diese Services häufig nur auf Basis offener Modelle wie Whisper, Flux und Software wie ComfyUI, die jeder mit der entsprechenden Hardware selbst nutzen könnte. Diese Dienste erstellen eine eigene UI um die Technik im Hintergrund unsichtbar zu machen. Vermarkten das eigene Produkt als überlegen und ködern so den unwissenden Kunden. Der Preis für Bequemlichkeit ist in diesem Fall eine dauerhafte Abhängigkeit.
Das Modell erinnert teilweise an das Prinzip von Carsharing: Es ist bequem, pro Kilometer zu zahlen, wenn man nur selten fährt. Doch wer regelmäßig ein Auto nutzt, ist langfristig besser beraten, eines zu kaufen. Für mich ist der Fall klar: Ich setze auf eigene Hardware und freie Software, weil ich diese intensiv nutze und mich so unabhängig von kostenpflichtigen Angeboten mache.
High-End-Grafikkarten und KI-Power zu Hause
Für KI-Anwendungen, Videobearbeitung oder auch zum Rendern in Blender habe ich mir eine leistungsstarke RTX 4090 Grafikkarte angeschafft. Ja, das ist eine große Investition – doch im Gegensatz zu einem Cloud-basierten Dienst kann ich die Grafikkarte nach meinen Bedürfnissen verwenden, sei es für Rendering, 3D-Scans oder Gaming. Die Investition rechnet sich schnell, wenn man bedenkt, wie hoch die laufenden Kosten für solche Anwendungen in der Cloud wären.
Wissen und Fähigkeiten: Fluch und Segen zugleich
Der Besitz von Know-how und Hardware bringt aber auch andere Seiten mit sich, die viele vielleicht unterschätzen. Es ist oft so, dass, wer über spezialisierte Fähigkeiten verfügt, schnell in die Lage gerät, diese kostenlos für andere einzusetzen oder anders gesagt dessen Wert nicht zu kennen. Vergleichbar mit jemandem, der ein Auto mit Anhängerkupplung besitzt und dann ständig gebeten wird, beim Transport zu helfen. Hier muss man lernen, Grenzen zu setzen und klarzustellen, dass man nicht alles für jeden tun muss, nur weil man es kann. Die einzige Verpflichtung die ich hier vielleicht sehe ist: Hilfe zur Selbsthilfe.
Fazit: Der bewusste Verzicht auf Bequemlichkeit als Gewinn
Zusammengefasst: Für mich steht der Nutzen von Freiheit, Flexibilität und Eigenverantwortung über der Bequemlichkeit eines Systems wie Apple oder einem KI-Abo. Die Arbeit und das Wissen, die in den Aufbau und die Wartung meines Setups fließen, schenken mir langfristig Unabhängigkeit und eine größere Kontrolle. Technische Freiheit hat ihren Preis – aber für mich ist es ein Preis, den ich gerne zahle.